Dienstag, 2. Oktober 2012

Großputz im Berliner Tiergarten

Ψ Vor fünf Jahren unternahmen das Berliner Gewaltpräventionsprojekt MANEO (www.maneo.de) und die Berliner Schwesterngruppe »Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (OSPI)« (www.indulgenz.de) eine seinerzeit sehr erfolgreiche Aktion: Einen Großputz im schwulen Cruisinggebiet des Berliner Tiergartens. Seither wurde diese Aktion (meines Wissens nach) in Berlin nicht wiederholt.

Ψ Mir ist es ein großes Bedürfnis, diese großartige Aktion wieder aufleben zu lassen. Unterstützt werde ich hierbei von zwei Auszubildenden zur Schwester, Postulantin Adeva Icona Goldigga und Postulantin Mary-Clarence, mit deren Hilfe zum Ende der Outdoor-Cruising-Saison hin wieder einmal für ein klein wenig mehr Ordnung im Tiergarten gesorgt werden soll. Am Tag der deutschen Einheit wollen wir den Abfall, der im Eifer des lustvollen Gefechts in den Büschen des Parks achtlos auf dem Boden landet, einsammeln und entsorgen.

Ψ Das geht umso schneller, je mehr Leute wir sind. Also helft uns bitte morgen am 3. Oktober und sorgt zusammen mit uns für ein bisschen mehr Sauberkeit in der traditionellen, schwulen Bagger- und Verkehrszone im Tiergarten. Treffpunkt ist um 12.00 Uhr mittags die Klappe (öffentliche Toilette) in der südwestlichen Ecke des großen Sterns an der Westmündung des Ringverkehrs des Großen Sterns in die Straße des 17. Juni (siehe Zeichnung - Treffpunkt ist am rosa Kreuz). Um 12.30 Uhr werden dann die Handschuhe angelegt und die Müllsäcke gerafft ... und los geht es in die Büsche!

Ψ Bei Facebook habe ich dieser Tage eine Veranstaltung unter https://www.facebook.com/events/187807744677713 erstellt und auch queer.de hat die Aktion im Vorfeld angekündigt (LINK). Es wäre toll, wenn Ihr dabei wärt ... denn wir haben dann nämlich noch zwei kleine Überraschungen für Euch, über die ich an dieser Stelle noch nichts berichte (dann wären es ja keine Überraschungen mehr). Also dann: Kommt mit uns in die Büsche zum »Großputz im Tiergarten«!

Menschenrechtspreis für ugandische LGBT-Aktivistin

ΨAm Sonntag, den 30. September 2012, hat die Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises unter Vorsitz des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, sich zum zehnten Mal für eineN PreisträgerIn dieser wichtigen Auszeichnung entschieden. In diesem Jahr geht der Preis an Kasha Jacqueline Nabagesera aus Uganda. (LINK)

Ψ Ich begrüße diese Entscheidung aus- und nachdrücklich. Frau Nabagesera ist Menschenrechtsaktivistin in Bezug auf Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LSBT) in Uganda. Die Situation von LSBTIQ Menschen in den meisten afrikanischen Ländern ist von Strafverfolgung, Diskriminierung und kultureller Ausgrenzung geprägt. Gerade angesichts der Tatsache, dass die neue Präsidentin von Malawi zunächst versprach, die Situation für LGBTIQ Menschen zu verbessern (vermutlich um an Auslandsgelder zu kommen), aktuell aber wieder zurückrudert (LINK) setzt der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis mit seiner diesjährigen Verleihung ein wichtiges Zeichen, von denen wir künftig noch mehr benötigen.

Sonntag, 30. September 2012

Homophobe Bestell-Gebete

Ψ Bereits vor einigen Tagen veröffentlichte die Internet-Zeitung »Russland-Aktuell« (hier) eine Meldung, wonach Der Petersburger Stadtrats-Abgeordnete Vitali Milonow (der auch Verfasser des umstrittenen »Gesetzes gegen homosexuelle Propaganda« ist), gleichgeschlechtliche Liebe für »eine Krankheit, die man mit Gebeten und Fasten heilen kann« unf für eine von vielen Prüfungen Gottes hält.

Ψ So sehr mich die Kriminalisierung der alleinigen Existenz von LGBTI-Menschen in Russland aufregt und so sehr ich die Aussage von Herrn Milonow als erneute Formulierung homophober AndersAngst-Propaganda halte, dennoch regt mich dieser gequirrlte Unsinn an zum Nachdenken: über Gebete, deren Zielsetzung und deren Inhalte.

Ψ Etliche gläubige Menschen (das erlebe ich letztlich seit ich mit Religion und Glauben beschäftige) scheinen Gebete weniger als Zwiesprache mit dem Göttlichen zu sehen, sondern eher als Bestellungvorgang zur Umsetzung ihrer eigenen Vorstellungen. Da betet man für die Heilung eines Familienmitglieds, da wünscht man sich das erfolgreiche Abschließen einer Prüfung oder man erbittet sich ganz einfach und quasi im Handumdrehen die Änderung der Identitätspersönlichkeit eines anderen Menschen. Das Herbeiwünschen von Dingen durch gedachte oder gemurmelte Worte gehört für mich eher in die Abteilung Aberglaube, als in den Bereich er- und gelebter Spiritualität. Statt ichbezogen Bestellungen an das Göttliche im Universum zu senden, erachte ich es als sinnvoller, Gefühle oder Gedanken benennen. Die Idee eines omnipotenten Überwesens, dem ich hilflos ausgeliefert bin und das ich bei angeblich guter Führung um Gefallen bitte, reduziert das eigene spirituelle Empfinden in der Zwiesprache auf ein Geschäft, einen Vertrag: Wenn ich schön brav bin, dann kriegt ich vielleicht, was ich mir wünsche. Das wirkt auf mich eher wie der Umgang mit dem Kaufhausweihnachtsmann als mit dem Göttlichen.

Ψ Ich werde zu diesem Thema sicherlich noch einige Gedanken anstellen und auch meditieren. Die Überlegung »Ich glaube an Gott und bete und dann wird Gott meine (alle neutestamentarischen Vorstellungen ignorierende) homophobe Wahrnehmung schon Realität werden lassen« ist meinem spirtuellen Erleben nach jedenfalls eine Milchmädchenrechnung, wie sie auch in diversen religiösen Büchern steht.

Samstag, 29. September 2012

HIV IM FOKUS - eine Nachlese

Ψ Am 21. und 22. September nahm ich an der Konferenz »HIV IM FOKUS« im Berliner Rathaus teil. Da ich den Austausch auf, das Lernen in und das Netzwerken bei solchen Tagungen ich als wichtigen Bestandteil meiner Schwesternarbeit empfinde, besuchte ich ich die Podiumsdiskussionen und -gespräche, tauschte mich mit vielen anderen TeilnehmerInnen aus und ließ mich für meine Arbeit von Gehörtem und Erlebtem inspirieren.

Ψ Die Gelegenheit, sich in die jeweiligen Panels aus dem Auditorium heraus mit Redebeiträgen einzubringen, nutzte ich - zum Einen, um Fragen zu stellen und Ergänzungen zu machen; zum Anderen aber auch, um die Sichtweise einer Schwester der Perpetuellen Indulgenz in die Erörterungen einzubringen.

Ψ Nach zwei Tagen Lernen und Netzwerken fand dann am Samstagabend die REMINDERS NIGHT Gala im E-Werk in der Wilhelmstraße statt. Dort traf ich etliche der Kongressteilnehmer, aber auch viele Feierwillige, mit denen ich einige wunderschöne Stunden verbrachte.

Ψ Rückblickend waren diese zwei Tage eine wertvolle Zeit, um mich weiterzubilden und mich inspirieren zu lassen sowie um neue Verbindungen zu knöpfen und zu netzwerken. Ich bin sehr dankbar, dass ich hierzu die Gelegenheit hatte.

Dienstag, 11. September 2012

1.700 Kondome (Nachlese Folsom Europe 2012)


Ψ Ich habe das Folsom Europe Straßenfest heil und unbeschadet überstanden: Gegen 16 Uhr am zurückliegenden Samstag, den 9. September 2012, fuhren Postulantin Mary-Clarence und ich zusammen mit einem zum »Heiligen Kondomisierungsgefährt« umdekorierten Kinderwagen in den Schöneberger Fuggerkiez ein. Direkt vor dem noch immer geschlossenen MAXX (ehemals: Mario's - ursprünglich: Knast) verteilten wir etwa vier Stunden lang, was das Zeug hält.

Ψ Die Frauen und Männer um uns herum waren in Leder, Gummi, Lack, Skingear, Armyklamotten und manch andere Outfits gekleidet ... und hatten sichtlich Spaß. Während ich den Eindruck hatte, dass in diesem Jahr ein neuer »Menschenhunde-Rekord« aufgestellt wurde (es gab ja sogar einen Doggy-Garten!), stellte ich mit Mary-Clarence gemeinsam einen ganz eigenen, kleinen Rekord auf: Wir verteilten 1.700 Kondom-Gleitgel-Kombi-Packs und 300 Lutscher innerhalb von vier Stunden.

Ψ Entsprechend erschöpft waren wir danach auch. Trotzdem waren wir guter Dinge, denn wir hatten jede Menge wunderschöne Begegnungen mit zauberhaften Menschen - sowas gibt Kraft. Beide sind wir sehr dankbar für das tolle Straßenfest, die geilen Leute und die herzliche Stimmung mit eben denselben.

Ψ Einige Impressionen vom Folsom Europe Straßenfest 2012 hat unser geschätztes Gemeindemitglied Lars in einem Videoclip zusammen- und bei YouTube onlinegestellt:


Ψ Obwohl ich auch in diesem Jahr kaum Gelegenheit hatte, die Stände zu besuchen, freue ich mich bereits jetzt auf das nächste Jahr und das nächste Folsom Straßenfest.

[ Bild: (c) Kai van Rattenhusen, Video: (c) Lars Ziethmann ]

Donnerstag, 6. September 2012

Folsom Europe 2012 ruft



Ψ Am übermorgigen Samstag, 9. September, ist es wieder soweit: Auf dem Schöneberger Fuggerkiez wird's fetischistisch, denn das Folsom Europe Straßenfest 2012 findet statt. Hunderte Frauen und Männer aus allen Teilen der Welt werden gemeinsam in Leder, Gummi, Lack, Skinoutfit, Sportswear oder anderen Fetischklamotten feiern und eine schöne Zeit haben. Und ratet mal, wer da mitten drin statt nur dabei sein wird?

Ψ Mein ganz persönliches Folsom-Wochenende begann gestern, am Mittwoch - nachdem ich morgens die aktuelle Lieferung von IWWIT (»Ich weiß was ich tu«) von zwei zauberhaften Paketpostanlieferungsangestellten erhalten hatte (6.000 Kondom-/Gleitgel-Kombinations-Päckchen sowie endlose Lutsch-Befriedigungs-Mittel), war abends (pünktlich zum Ansturm der ersten Gäste) der New Action Bar die Kondome ausgegangen und ich sorgte kurzfristig, ganz ohne Make-Up und Schleier, für Nachschub, so dass die Herren dieser Tage auch ausreichend Erotikbekleidung anlegen können.

Ψ Heute dann bereitete ich gemeinsam mit Postulantin Mary-Clarence unseren Einsatz am Samstag vor: Wir räumten das Heilige Kondomisierungsgefährt aus meinem Keller, hübschten es glitzerdekotechnisch auf und bestückten es liebevoll mit dem am Vortag angelieferten Material.

Ψ Morgen werde ich dann Infomaterial und Flyer vorbereiten, meine Klamotten für Samstag zusammensuchen ... und natürlich meine Stiefel polieren. Weil wenn Folsom Europe, dann richtig - auch und gerade als Schwester! ;-)

Donnerstag, 23. August 2012

Weltfremder Wagner


Ψ Die BILD wartet heute mit dem nächsten "Homo-Ehe-Knaller" auf - man könnte meinen, dies sei das derzeit bevorzugte Thema, um das journalistische Sommerloch zu stopfen. In seiner heutigen Kolumne spricht sich der umstrittene Boulevard-Journalist Franz Josef Wagner sich unterschwellig dafür aus, dass Homosexuelle verurteilt und ins Gefängnis gesteckt werden sollten (HIER). Dabei bemüht Herr Wagner das übliche "Ihr vermehrt Euch ja nicht"-Argument.

Ψ Ich habe eben eine E-Mail an Herrn Wagner (und eine Kopie an die Leserbrief-Redaktion) gesandt:
Sehr geehrter Herr Wagner,

mit Besorgnis musste ich Ihre heutige Kolumne ("Liebe Homo-Ehe") in der BILD-Onlineausgabe zu Kenntnis nehmen. Ich möchte Ihnen hierzu wie folgt Rückmeldung geben:

1)
Ihr Halbsatz "Homo-Ehe vs. Mann-&-Frau-Ehe" könnte so gedeutet werden, dass homosexuelle Menschen gegen die bisher gültige Eheform eingestellt sind. Aus meinem langjährigen Gemeindedienst unter queeren Menschen kann ich Ihnen versichern: Dem ist nicht so.
Die Zielsetzung queere Menschen ist es nicht, bestehende Regelung anzugreifen - vielmehr geht es darum, eine rechtliche Gleichstellung zu erreichen.
Ich finde es nicht hilfreich, solche unterschwelligen (und zudem nicht zutreffenden) Botschaften in Ihrer Kolumne zu vermitteln.

2)
Ihr Satz "Homosexuelle kriegen biologisch keine Kinder" ist schlicht und ergreifend falsch.
Homosexuelle entscheiden sich seit Jahren (und dies in zunehmendem Maße) für biologische Kinder.
Ja, dabei kommt es üblicherweise zu so genannter "Insemination", also der Übertragung männlichen Samens in den Genitaltrakt einer Frau. Und ja, diese Kinder werden ganz normal ausgetragen und geboren. Insemination ist auch unter heterosexuellen Paaren nicht unüblich, beispielsweise bei eingeschränkter Beweglichkeit oder Anzahl der männlichen Samenzellen; so wird durch Insemination der Weg zur Eizelle verkürzt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter http://www.insemination.de und http://de.wikipedia.org/wiki/Insemination
Das Gesetz unterscheidet Kinder, die durch Insemination gezeugt wurden, nicht von Kindern, die durch Geschlechtsverkehr gezeugt wurden. Sie alle gelten als biologische Kinder.
Das patriarchisch-traditionalistische Argument der fortpflanzungstechnischen Sinnlosigkeit homosexueller Beziehungen ist überholt.

3)
In den darauf folgenden Abschnitten sagen Sie deutlich aus, Homosexuelle sollten der Gesellschaft dankbar sein, für Ihr bloßes Dasein nicht mehr verurteilt und in Gefängnisse gesteckt zu werden; daher sollten Homosexuelle sich mit den bislang erreichten Rechten zufrieden geben.
Diese (mit Verlaub) Stammtischparole vermittelt Ihren Lesern, dass es vollkommen in Ordnung wäre, Homosexuelle zu verurteilen und zu inhaftieren. Die heutige Situation sei ein gnädiges Geschenk, eigentlich gehörten Homosexuelle "weg".
Ich hoffe sehr, dass Sie diese Formulierungen versehentlich gewählt haben, denn würden Sie wirklich das denken und fühlen, was Sie in Ihren Zeilen ausgesagt haben, dann wäre dies zum Einen diskriminierend und zum Anderen würde Sie daraus folgende Diskriminierung queerer Menschen duch Ihre Leser billigen.
Ich möchte Sie bitten, Ihren Kolumnentext zu überdenken und sich von diesen Passagen öffentlich zu distanzieren. Gerade in der aktuellen - von den ausgrenzenden Aussagen von Frau Katherina Reiche geprägten - Situation könnten sich viele Menschen (nicht nur Homosexuelle, sondern auch Menschen, die Homosexuellen nahestehen und für deren rechtliche Gleichstellung eintreten) verletzt und diskriminiert fühlen.

4)
Ich möchte Sie gerne zu einem öffentlichen Gespräch zum Thema »Rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen« einladen. Lassen Sie uns über dieses Thema reden und herausfinden, wo wir gemeinsame und voneinander abweichende Ansichten besitzen.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen


Schwester Aura

Ψ Ich finde die aktuellen, von AndersAngst und "Homophobie" geprägten Äußerungen langsam aber sicher bedenklich. Vielleicht sollten wir "Homos" einfach mal zwei, drei Montage hintereinander auf die Straße gehen, um gegen diese Form der öffentlichen Diskreditierung und Diskriminierung zu demonstrieren. Denn: Langsam langt's!

Mittwoch, 22. August 2012

Kontroverse um Katherina


Ψ Katherina Reiche ist CDU-Politikerin, Staatssekretärin im Umweltministerium und Mitgliedin im Bundestag ... und sie hat in der BILD-Zeitung einige sehr kontroverse Äußerungen von sich gegeben, die vielen Menschen aus gutem Grund so gar nicht in das eigene Bild einer vielfältigen und toleranten Gesellschaft passt. Die »CDU-Reiche« (so bezeichnet sie die BILD!) drückte sich klar aus:
Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichhttp://www.blogger.com/img/blank.gifgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands.

(HIER der ganze BILD-Online-Artikel)

Ψ Und wie das so ist - die Reaktion kam prompt: Queere Menschen aus allen Teilen des Landes protestierten auf Katherina Reiches Facebook-Seite, die daraufhin sogleich zum Netz genommen wurde. Inzwischen gibt es Seiten wie »Keine Zukunft mit Katherina Reiche« (Wo ein offener Brief erschien) und »Rücktritt von Katherina Reiche« (wo mit einer Online-Petition der Rücktritt der Politikerin gefordert wird). Das Newsportal queer.de berichtet in zwei Artikeln über die Aussagen von Frau Reiche (HIER) und ihre Äußerungen zu dem von ihr ausgelösten »Shitstorm (HIER). Auch die Süddeutsche Zeitung greift online die Thematik auf und berichtet zudem über einen Vorschlag von Frau Leutheusser-Schnarrenberger (HIER), während sich nach und nach ihre CDU-KollegInnen von Frau Reiches Äußerungen distanzieren.

Ψ Auch ich habe mich heute geäußert, in einer E-Mail an Frau Reiche:
Sehr geehrte Frau Reiche,

ich schreibe diese Zeilen mit gemischten Gefühlen.

Als queere LGBTI Aktivistin empfinde ich Ihre jüngeren Ausführungen, die Gleichbehandlung homosexueller Menschen stelle eine Gefahr für die Struktur unserer Gesellschaft dar, als ausgrenzend und intolerant, als diskriminierend und abschätzig, ja sogar als offensiv.

Als Mitglied einer weltweiten Bewegung, die spirituelle Wurzeln besitzt und sich seit über 30 Jahren für Werte wie Vergebung und Verständnis einsetzt, kann und will ich mich jedoch nicht einfach nur in eine einfache »Ich bin gegen Katherina Reiche«-Position begeben. Vielmehr folgt aus meinem diesbezüglichen Bewusstsein das Bedürfnis, Ihnen hilfreich zur Seite stehen zu wollen.

Ihre Aussagen sorgen für Leid, Verwirrung, Verärgerung und auch Angst. Queere Menschen wurden - nicht zuletzt im Dritten Reich und in den Jahrzehnten danach - aufgrund ihrer Lebensweise und Gefühle, die von "normalen" (auf intrumentell-patriarchischen Denkstrukturen basierenden) Definitionen abweichen, verfolgt. Mit Ihren Äußerungen untergraben Sie das Gefühl der Sicherheit queerer Menschen innerhalb der bundesdeutschen Gesellschaft, Sie verursachen Angst vor Benachteiligung und Sie erinnern zu Unrecht verfolgte und bestrafte Menschen an erlittenes Leid. Das ist für ein gedeihliches Miteinander in einer Gesellschaft nicht hilfreich.

Die Reaktionen auf Ihre Aussagen sind klar und eindeutig: Bereits jetzt ist klar erkennbar, dass die Kritik nicht an ihrem Verhalten (ihren Äußerungen) halt macht, sondern (wie das in politischen Strukturen durchaus üblich ist) sich auch auf ihre Person erstreckt. Sie werden inzwischen als Person abgelehnt, weil Sie unvorteilhafte, ausgrenzende und leidverursachende Aussagen getroffen haben.

Ich möchte Ihnen daher folgenden (wirklich gut gemeinten und für alle Beteiligten vorteilhaften) Rat geben: Bitte distanzieren Sie sich von Ihren Aussagen. Damit beruhigen Sie die Gemüter derjenigen, die sich angegriffen und verletzt fühlen. Damit reduzieren Sie den Verlust Ihres Ansehens. Damit beugen Sie nachteiligen Auswirkungen Ihrer Äußerungen auf das Ansehen Ihrer gesamten Partei vor. Letztlich aber kommen Sie mit sich selbst ins Reine, denn unter christlich-religiösen Gesichtspunkten entspricht Ihr Handeln nicht im Mindesten dem Geiste und der Aussage des Neuen Testaments, in dem zum Beispiel Jesus sich nicht nur für die Gleichbehandlung von Menschen außerhalb der Gesellschaftsnorm eingesetzt hat, sondern diese mitunter sogar bevorzugt behandelt hat, um seine Umgebung zum Umdenken zu bewegen.

Ich hoffe sehr, dass Sie diesen Schritt gehen, der kein »Zu Kreuze Kriechen« ist, sondern ein hilfreicher und für alle vorteilhafter Schritt in die richtige Richtung ist - hin zu einem harmonischen Miteinander ohne Benachteiligungen.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Ihre

Schwester Aura

--

Schwester Aura Scortea Beneficia,

Vollordinierte Schwester der Perpetuellen Indulgenz zu Berlin,
Transapostolische Schwester der Abtei zum Westfälischen Frieden in Berlin,
Gründerin der Kongregation der Perpetuellen Indulgenz zu Berlin,
Mitglied in der weltweiten Schwesternschaft der Perpetuellen Indulgenz,
geweiht der Verkündung universeller Freude und der Tilgung verinnerlichter Schuldgefühle,
aktiv im Gemeindedienst und öffentlich manifestierend in der Queeren Gemeinde.

E-Mail: schwester_aura@yahoo.de
Blog: http://schwester-aura.blogspot.com
Facebook-Profil: Aura Scortea Beneficia
Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/326396467403735
Gayromeo: "Schwester_Aura"


Ψ Die E-Mail kam postwendend zurück, der Account wurde scheinbar abgeschaltet. Offenbar möchte Frau Reiche keine Rückmeldungen von BürgerInnen haben, was ich bedauerlich finde: Erst eine kontroverse Position vertreten und sich dann nicht mehr erreichbar machen!?! Schade eigentlich.

Ψ Um mal Klartext zu schreiben: Da stellt sich eine Politikerin hin und sagt: "Homos sind ne Gefahr für die Gesellschaft" - und mault dann, wenn eben diese Homos aufstehen und massiv dagegen protestieren? Wir leben immer noch in einer Gesellschaft der Meinungsfreiheit, Frau Reiche! Und wenn Sie uns erst ans Bein pinkeln und dann die Empörung darüber nicht aushalten, dann sollten Sie überdenken, ob Sie richtig in Ihrem Job sind. Denn: Politik soll FÜR Menschen erfolgen, nicht GEGEN Menschen!

[Bild-Quelle: Wikimedia Commons, Urheber Frank Bergmann]

Montag, 25. Juni 2012

»Berlin Bruisers« lilafizieren den CSD


Ψ Tja, liebe Mäuse, jetzt haben wir dann den Berliner CSD heil überstanden. Und was soll ich sagen: Es war einfach grandios!

Ψ Ich begleitete an diesem zurückliegenden Samstag das Team der »Berlin Bruisers«, der ersten schwulen Rugbymannschaft Deutschlands. Gemeinsam zogen wir als Fußgruppe im Zug der CSD-Parade mit, verteilten Flyer, warfen ein paar Bälle und hatten dabei eine absolut geile Zeit. Dabei trugen wir die Mannschaftsfarbe der Bruisers: Lila.
(... und ja, ich sah zauberhaft hübsch aus mit meinem farblich abgestimmten, malvenhaftfarbigen Schleier ... #grins)

Ψ Intelligenterweise hatte ich meine Digitalkamera zuhause vergessen (was für eine Schwester eigentlich echt doof ist) - trotzdem gibt es jede Menge Bilder im Internet, speziell auf Facebook:

• Bei Flickr unter http://www.flickr.com/photos/murdoch80/7431735226/in/photostream findet Ihr ein paar Bilder von den Bruisers.

• Es gibt eine Facebook-Gruppe der Rugbymannschaft (einfach nach »Berlin Bruisers« suchen oder hierdrauf klicken), dort sind jede Menge Bilder gepostet.

• Es gibt bei Vimeo ein Video, zusammengeschnitten aus Clips und Bildern (habe ich unten eingebettet).

• Zwei weitere kleine Videoclips findet Ihr bei YouTube unter http://youtu.be/0y3ZTDTexs0 und http://youtu.be/cONGlXx_aME.

• Auf Facebook hat Kai ein CSD-Album gepostet, in dem sich einige Bilder der Bruisers finden: hier.

Ψ Jetzt freue ich mich auf mein erstes Training mit den »harten Jungs« - ja, Eure Aura wird künftig Rugby spielen. In Männersportzivil natürlich, ohne Titten auf'm Kopf und ohne Weiß im Gesicht. Ob ich damit die erste Rugby spielende Nonne der Welt werde? Keine Ahnung. Kann schon sein. An sich egal - Hauptsache, ich kann ein paar Kerle in den Schlamm werfen ... ! :)

Berlin Bruisers @ CSD Berlin from patrick m. sheedy on Vimeo.

Freitag, 22. Juni 2012

Dann doch: CSD 2012

Ψ Eigentlich wollte ich am heutigen Samstag halb privat, halb beruflich nach Leipzig - ich wollte nicht manifestieren in der Berliner Prideweek und ich wollte das so auch genießen. Dann ist mir irgendwie die Wolle ausgegangen...

Ψ Tatsächlich sind eine Gruppe attraktiver, adretter und agiler Männer dafür verantwortlich, dass es mich dann doch gestern gepackt hat und ich beschloss, meine Titten (umgangssprachlich für: die Schwesternhaube) und einen farblich zu »meinen Jungs« passenden Schleier aus dem Schrank (»out of the closet«!) zu holen. Manifestationspause vorbei, jetzt wird wieder schwesterisiert!

Ψ Auf der heutigen CSD-Parade werdet Ihr mich dann schon sehen - ich bin die Schwester, die am meisten leckeres Testosteron (lecker verpackt in mauve-farbenen T-Shirts) um sich herum hat.

Ψ Bilder? Klaro, wird's geben. Jetzt aber schnell den Bart färben und den Schleier bügeln - soll doch alles hübsch sein für die CSD-Pride-Parade 2012 in Berlin ... :-)

Montag, 18. Juni 2012

Mein Stadtfest 2012

Ψ Es ist vorbei - das Stadtfest 2012, das zwanzigste seiner Art, mitten in der »Western Gay Area« Berlins. Den (durchaus aufwühlenden) Ereignissen der vergangenen Wochen und Monate Tribut zollend habe ich mich in diesem Jahr geschont und nicht als Schwester manifestiert (d.h. ich bin nicht in Habit und MakeUp in Erscheinung getreten). Statt dessen war ich am Samstag in Männerzivil in Schöneberg anzutreffen.

Ψ Die erste Hälfte des Tages war ich auf dem Stand des Berliner Fetischvereins BLF (Berlin Leder & Fetisch), bei dem ich (aufgrund meines Titels als »German Mr. Leather 2000«) Ehrenmitglied bin; ich hatte einen gedeckten Apfelkuchen gebacken und ich verbrachte die verregneten Stunden des Tages in der Gesellschaft meiner Clubkameraden.

Ψ Danach hatte ich Dienst beim Stand der Eurofaeries, den europäischen »Radical Faeries«; dort fungierte ich als »Schwanzorakel« und las den Standbesuchern mysteriöse (und mitunter auch gemütlich grottige) Sprüche aus dem weisen, wichtigen und selbstverständlich über jeden Zweifel erhabenen »Schwanzorakelbuch« vor.

Ψ Ich hatte viel Spaß auf dem Stadtfest 2012, wenn auch das Wetter eher suboptimal war. Es tat gut, ein Jahr mal nicht in Habit auf dem Straßenfest präsent zu sein. Trotzdem freue ich mich, wenn ich dort im nächsten Jahr mit einem prächtigen Ausgehstöffchen Schleier zeigen kann ... und wer weiß, vielleicht orakelige ich ja im nächsten Jahr in Schwesterntracht ... ? ;-)

Dienstag, 15. Mai 2012

Mein Leben

Ψ In letzter Zeit häuften sich mir gegenüber die Zurufe »Du hast ja gar kein Leben, Aura - such' Dir eine Beschäftigung und hör' auf, Schwester zu sein!«; diese eher nicht so gut gemeinte Aufforderung erhielt ich in den vergangenen Wochen dann doch öfter.

Ψ Meine hiermit öffentliche und für jedermensch lesbare Antwort lautet: »Vielen Dank für den Ratschlag. Ich habe ein Leben, ich habe meine Beschäftigung und ich bin von Herzen gern (und in meiner Gemeinde gern gesehen) Schwester.«

Ψ Ich hoffe sehr, dass diverse Menschen in der Zukunft davon absehen, über mich als Mensch und über mein (im übrigen vollkommen privates) Leben urteilen zu wollen, sondern mit mir gerne in Dialog über meine Schwesternarbeit treten.

Ψ Ach ja, und wen es interessiert: Aktuell geht es mir in meinem Leben sehr gut und ich fühle mich wohl mit den Dingen, die ich tue ... und eben dies wünsche ich jedem, der dies liest. :-)

Kein »Sicherer Samstag« in Berlin

Ψ In diesem Tagen habe ich mein Projekt »Sicherer Samstag« für mich innerlich beendet; jetzt ist es für mich Zeit, dies auch öffentlich(er) zu machen.

Ψ In den vergangenen Monaten gelang es nicht, ausreichend Partner und vor allem aktive Helfer zu gewinnen, um in der Schöneberger Gay Area an einen regelmässigen Abend in den Örtlichkeiten auf dem Kiez die zunehmende Problematik von Übergriffen und -fällen auf queere Menschen zum Thema zu machen. Daher ergibt es wenig Sinn, ein Projekt vorantreiben zu wollen, das mit den aktuellen Möglichkeiten nicht umsetzbar ist.

Ψ An dieser Stelle danke ich allen, die mir zu dem Projekt Rückmeldung gegeben haben und die im Herzen in dieser Sache bei mir waren bzw. sind.

Geldsammeln in Berlin

Ψ Aus gegebenem Anlass - einer Rückfrage bei mir und einer Rückfrage beim SPI Westfalen bezüglich meiner eventuell nicht statthaften Büchsensammeltätigkeit ohne einen eingetragenen Verein „im Rücken“ - möchte ich Euch wie folgt informieren:

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Ψ Seit Ende 2003 ist die staatliche Aufsichtspflicht für Sammlungen entfallen. Mit dem „Ersten Gesetz zur Rechtsvereinfachung und Entbürokratisierung“ der Berliner Verwaltung ist das Sammlungsgesetz aufgehoben worden. Sammlungen können seitdem formlos erfolgen und es liegt im Vertrauen des Spenders, dass der Sammlungszweck eingehalten wird.

Ψ  In den zurückliegenden zehn Jahren wurden die Sammlungsgesetze in verschiedenen Bundesländern ersatzlos aufgehoben. Hierzu gehören Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.

Ψ Dies bedeutet: Es gibt keine Vorschriften mehr, wie Geldsammlung zu erfolgen hat (z.B. nur mit eingetragenem Verein, Genehmigung durch Ordnungsamt bei Straßensammlung usw.).

Ψ  In Berlin kann jedermann für beliebige Zwecke sammeln kann, wie, wann und wo er will.

Ψ So auch ich.

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Ψ Links zum Thema:

http://www.berlin.de/landespressestelle/archiv/2005/01/05/23140/
http://www.dzi.de/wp-content/pdfs_Spendentipps/Sammlungsgesetze.pdf
http://www.parlament-berlin.de/ados/BauWohnV/vorgang/0232.htm

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Ψ Ich möchte mich bei allen Leuten, die sich Sorgen darüber machen, dass ich keinen juristischen Ärger bekomme, bedanken. Es ist gut zu wissen, dass Ihr wohlwollend an mich denkt.

Ψ Ansonsten möchte ich bitten, künftig nicht bei anderen Gruppen Erkundigungen ÜBER MICH einzuholen und ÜBER MICH Informationen zu verbreiten, sondern MIT MIR Kontakt aufzunehmen, wenn Fragen bestehen.Euch allen wünsche ich ein schönes Wochenende.

Yours in glitter

Sr. Aura

Freitag, 27. Januar 2012

Der »Sichere Samstag« im Schöneberger Kiez

Ψ Ab März diese Jahres wird ein neues Projekt den durch Überfälle gebeutelten Schöneberger Kiez ein klein wenig sicherer machen: Ich starte die Aktion »Sicherer Samstag«. Fortan wird es jeden ersten Samstag im Monat Kiez-Patrouillen und Kneipen-"Shuttles" in der »Gay Area West« Berlins geben.

Ψ Die Zahl der Angriffe und Überfalle, speziell die mit räuberischer Absicht, haben auf dem Schöneberger Homo-Kiez in den letzten Jahren stetig zugenommen. Es ist inzwischen an der Zeit, dass wir (die Queer Community) unsere Sicherheit verstärkt auch selbst in die Hand nehmen. Orientiert an Projekten wie der »Pink Patrol« (New York City, USA) organisiere ich daher fortan die »Sicheren Samstage«, an denen zunächst an einem (dem ersten) Samstag im Monat auf den Straßen des Schöneberger Kiezes Teams patrouillieren, zwischen Kneipen pendeln und Leute von Bar zu Bar oder auch zu den Taxi-Ständen oder BVG-Haltestellen bringen sowie Info-Material verteilen.

Ψ Natürlich lässt sich so ein Projekt nicht alleine stemmen. Zahlreiche weitere Projekte sind (auch hiermit) eingeladen, sich aktiv zu beteiligen - und nicht zuletzt bzw. vor allem braucht es Leute, die am »Sicheren Samstag« tatkräftig mithelfen. Daher ist diese Ankündigung auch ein Aufruf: Helft bitte mit, an einem Samstag im Monat unseren Kiez ein wenig sicherer zu machen!

Ψ Im Februar wird es einige Vorbesprechungstermine für das Projekt geben: Für Helfer, die in Teams über den Kiez patrouillieren werden, und für beteiligte Wirte und Projekte. Der erste »Sichere Samstag« wird der 3. März 2012 sein.

Ψ Wenn Du diese Aktion unterstützen möchtest (ob nun im Patrouillien-/Shuttle-»Dienst« oder anderweitig), dann nimm' bitte Kontakt mit mir auf unter schwester.aura@web.de - jede Hilfe kommt unser aller Sicherheit in Schöneberg zugute.