Ψ Die BILD wartet heute mit dem nächsten "Homo-Ehe-Knaller" auf - man könnte meinen, dies sei das derzeit bevorzugte Thema, um das journalistische Sommerloch zu stopfen. In seiner heutigen Kolumne spricht sich der umstrittene Boulevard-Journalist Franz Josef Wagner sich unterschwellig dafür aus, dass Homosexuelle verurteilt und ins Gefängnis gesteckt werden sollten (HIER). Dabei bemüht Herr Wagner das übliche "Ihr vermehrt Euch ja nicht"-Argument.
Ψ Ich habe eben eine E-Mail an Herrn Wagner (und eine Kopie an die Leserbrief-Redaktion) gesandt:
Sehr geehrter Herr Wagner,
mit Besorgnis musste ich Ihre heutige Kolumne ("Liebe Homo-Ehe") in der BILD-Onlineausgabe zu Kenntnis nehmen. Ich möchte Ihnen hierzu wie folgt Rückmeldung geben:
1)
Ihr Halbsatz "Homo-Ehe vs. Mann-&-Frau-Ehe" könnte so gedeutet werden, dass homosexuelle Menschen gegen die bisher gültige Eheform eingestellt sind. Aus meinem langjährigen Gemeindedienst unter queeren Menschen kann ich Ihnen versichern: Dem ist nicht so.
Die Zielsetzung queere Menschen ist es nicht, bestehende Regelung anzugreifen - vielmehr geht es darum, eine rechtliche Gleichstellung zu erreichen.
Ich finde es nicht hilfreich, solche unterschwelligen (und zudem nicht zutreffenden) Botschaften in Ihrer Kolumne zu vermitteln.
2)
Ihr Satz "Homosexuelle kriegen biologisch keine Kinder" ist schlicht und ergreifend falsch.
Homosexuelle entscheiden sich seit Jahren (und dies in zunehmendem Maße) für biologische Kinder.
Ja, dabei kommt es üblicherweise zu so genannter "Insemination", also der Übertragung männlichen Samens in den Genitaltrakt einer Frau. Und ja, diese Kinder werden ganz normal ausgetragen und geboren. Insemination ist auch unter heterosexuellen Paaren nicht unüblich, beispielsweise bei eingeschränkter Beweglichkeit oder Anzahl der männlichen Samenzellen; so wird durch Insemination der Weg zur Eizelle verkürzt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter http://www.insemination.de und http://de.wikipedia.org/wiki/Insemination
Das Gesetz unterscheidet Kinder, die durch Insemination gezeugt wurden, nicht von Kindern, die durch Geschlechtsverkehr gezeugt wurden. Sie alle gelten als biologische Kinder.
Das patriarchisch-traditionalistische Argument der fortpflanzungstechnischen Sinnlosigkeit homosexueller Beziehungen ist überholt.
3)
In den darauf folgenden Abschnitten sagen Sie deutlich aus, Homosexuelle sollten der Gesellschaft dankbar sein, für Ihr bloßes Dasein nicht mehr verurteilt und in Gefängnisse gesteckt zu werden; daher sollten Homosexuelle sich mit den bislang erreichten Rechten zufrieden geben.
Diese (mit Verlaub) Stammtischparole vermittelt Ihren Lesern, dass es vollkommen in Ordnung wäre, Homosexuelle zu verurteilen und zu inhaftieren. Die heutige Situation sei ein gnädiges Geschenk, eigentlich gehörten Homosexuelle "weg".
Ich hoffe sehr, dass Sie diese Formulierungen versehentlich gewählt haben, denn würden Sie wirklich das denken und fühlen, was Sie in Ihren Zeilen ausgesagt haben, dann wäre dies zum Einen diskriminierend und zum Anderen würde Sie daraus folgende Diskriminierung queerer Menschen duch Ihre Leser billigen.
Ich möchte Sie bitten, Ihren Kolumnentext zu überdenken und sich von diesen Passagen öffentlich zu distanzieren. Gerade in der aktuellen - von den ausgrenzenden Aussagen von Frau Katherina Reiche geprägten - Situation könnten sich viele Menschen (nicht nur Homosexuelle, sondern auch Menschen, die Homosexuellen nahestehen und für deren rechtliche Gleichstellung eintreten) verletzt und diskriminiert fühlen.
4)
Ich möchte Sie gerne zu einem öffentlichen Gespräch zum Thema »Rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen« einladen. Lassen Sie uns über dieses Thema reden und herausfinden, wo wir gemeinsame und voneinander abweichende Ansichten besitzen.
Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Schwester Aura
Ψ Ich finde die aktuellen, von AndersAngst und "Homophobie" geprägten Äußerungen langsam aber sicher bedenklich. Vielleicht sollten wir "Homos" einfach mal zwei, drei Montage hintereinander auf die Straße gehen, um gegen diese Form der öffentlichen Diskreditierung und Diskriminierung zu demonstrieren. Denn: Langsam langt's!