Freitag, 21. Januar 2011

Fashionweek in Berlin

Irgendwie ist ja grade wieder Fashionweek in Berlin ... ein Event, der mich nun wirklich gar nicht interessiert. Als Schwester werde ich immer wieder einmal auch als Mode-Ikone gesehen, es ist ja quasi soo »Fashion«, was wir tun.

Göttin sei Dank ist dem nicht so. Wir folgen nicht wirklich ständig und durchgängig irgendwelchen Moderichtlinien oder stellen sie gar auf. Das mag zwar so wirken, tatsächlich aber nehmen wir als Habit (Ordensarbeitskleidung) einfach das, was wir (meist preiswert, gern second hand) kriegen können und was nicht ganz danach aussieht, als wäre eine russische Trümmerfrau auf der Flucht ... obwohl man bei meinen Klamotten ... naja, anyway ...

Jedenfalls keiren wir einen Style, wir designen keine Designermode und im Endeffekt dient unser Klamottenlook einfach nur einem unserer Hauptziele: universelle Lebensfreude zu verbreiten. Das klingt zwar nach Hippies, ist aber so. +lieblächel+

Donnerstag, 20. Januar 2011

Krankenhausbesucher

Wir Schwestern haben einen internationalen E-Mail-Verteiler - dort diskutieren wir international relevante Themen, beraten uns bzw. einander in Fragen unserer Gemeindearbeit, bitten einander um Energie (falls es uns oder den unsrigen nicht gut geht) oder informieren einander über aktuelle politische Entwicklungen in den jeweiligen Ländern.

So habe ich heute früh auch erfahren, dass auf eine Initiative von Präsident Obama hin jetzt eine neue Regelung an US-amerikanischen Krankenhäuser in Kraft tritt, wonach den Patienten jetzt die Entscheidung über die Besucher obliegt. Das war bislang nicht so, Krankenhäuser und Ärzte konnten einem Besucher, der nicht der leiblichen Familie des Kranken angehörte, den Besuch verweigern.

Die entsprechend Meldung findet Ihr bei ABC-News HIER.

Hierzulande hat meines Wissens nach der Patient volles Entscheidungsrecht, wer ihn besuchen darf bzw. soll, soweit er bei ordentlichem Bewusstsein ist. Für kritische Fälle ist in Deutschland eine Patientenverfügung nötig, um seine eigenen Interessen durchzusetzen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Sex ... bewusst genießen!

In einem Userprofil in den endlosen Weiten der schwulen Chatrooms habe ich einen Auszug aus der Wikipedia gefunden (Link: HIER):

Unter Sex versteht man die praktische Ausübung von Sexualität. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Sex sexuelle Handlungen zwischen zwei oder mehr Sexualpartnern, insbesondere den Geschlechtsverkehr und vergleichbare Sexualpraktiken, in seltenen Fällen auch die Masturbation.
Sex erfüllt zahlreiche verschiedene Funktionen: Er befriedigt die Libido, dient in Form des Geschlechtsverkehrs der Fortpflanzung und drückt als wichtige Form der sozialen Interaktion Gefühle der Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe aus. Besonders in Liebesbeziehungen kann das Sexualleben eine zentrale Rolle als Ausdruck der Verbundenheit der Partner spielen.
Sexuelle Handlungen unterliegen dem sexuellen Selbstbestimmungsrecht. Die Strafbarkeit bestimmter Praktiken dient heute weitgehend dem Schutz dieses Rechtsguts.
Sexueller Kontakt unter Tieren wird für gewöhnlich Begattung genannt. In der Regel handelt es sich dort um rein instinktgesteuertes Verhalten, das ausschließlich der Fortpflanzung dient. Bei einer Reihe von Arten, etwa den Bonobos und Delfinen, ist der Sex ähnlich wie beim Menschen auch Teil der sozialen Interaktion. Beim Menschen ist Sex kein reines Instinktverhalten mehr, sondern unterliegt bewussten Entscheidungsprozessen.

Gerade der letzte Satz ist wichtig, er enthält eine richtig bedeutsame Aussage. Es geht um bewusste Entscheidung.
Die Schwester der Perpetuellen Indulgenz werden hierzulande gern als moralisierendes HIV-Präventionsteam gesehen. Und natürlich leugnen die Schwestern weltweit überhaupt nicht die Dringlichkeit, aktiv etwas gegen HIV, Hepatitis und andere sexuell übertragbare Krankheiten zu unternehmen. Trotzdem stellen wir uns nicht mit einem erhobenen Zeigefinger vor die Gemeinde, um zu moralisieren.
Uns liegt vielmehr am Herzen, Sex auf die Grundlage bewusster Entscheidungen zu stellen. Wir vertreten die Ansicht: Sexualität sollte bewusst gelebte Lebensfreude sein.
Um bewusste Entscheidungen treffen zu können, sind Informationen hilfreich und sinnvoll. Es ist vorteilhaft, sich über Risiken beim Sex zu informieren, bevor man ihn hat - das betrifft übrigens übertragbare Krankheiten ebenso wie riskante sexuelle Praktiken.
Sex darf und soll bewusst genossen werden. Dafür stehen wir und dafür stehen wir Euch jederzeit mit Informationen zur Verfügung.

Dienstag, 18. Januar 2011

Grundlagenwissen HIV

Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz werden - trotzdem wir bereits 1979 (und damit vor der Entdeckung von AIDS) als karitative und bürgerrechtliche Initiative innerhalb der Queeren Bewegung begründet wurden - weltweit immer wieder mit HIV-Prävention in Verbindung gebracht. Aus guten Grund: mit unserem Wissen und unserer Erfahrungen erreichen wir die Gemeindemitglieder »direkt in der Situation«, zumeist im Nachtleben. Der Umgang mit dem Thema HIV / AIDS ist einer der Aspekte unserer Arbeit in der Community.

Deshalb weise ich gern darauf hin, dass am Mittwoch, 26. Januar 2011 um 19 Uhr eine Info-Veranstaltung der Reihe »Medizinische Reise« im Café PositHiv, Bülowstr. 6, 10783 Berlin Schöneberg stattfindet. Thema: »Grundlagenwissen HIV«, vorgetragen von Bernhard Bieniek. Zum Vortrag sind persönliche Fragen möglich, anschließend wird ein kleiner Imbiss gereicht.

Montag, 17. Januar 2011

Wer bin ich wirklich?

Die von mir hoch geschätzte Sängerin und Komponistin Annett Louisan sang für eine (grandios gefloppte) Telenovela auf Pro7: »Wer bin ich wirklich?«. An dieses Lied habe ich mich eben erinnert, als ich ein Posting auf Facebook las.

Als Schwester verliert man sich selbst gern zeitweise einmal. Es gibt so viel zu tun, so vielen Menschen zu helfen, so viel zu beachten. Wenn man dann plötzlich in eine emotional schwierige Situation kommt oder wenn man es übertreibt mit dem Helfen, ohne sich selbst zu pflegen, dann kommt gern einmal der Punkt, an dem man sich fragt, wer man eigentlich wirklich ist.

Die Frage betrifft in erster Linie unsere Identität - und die ist weder mono noch stereo, sondern (gerade heutzutage) Dolby 7.1: wir alle bestehen aus einer Vielzahl von Persönlichkeits-Facetten. Da ist zum Beispiel die »Ich steh meinen Mann«-Identität, die am Arbeitsplatz hochgeholt wird. Da ist die »Ich bin ein Teil meiner Familie«-Identität, wenn man Eltern und Geschwister sieht. Und da ist unsere »Ich bewege mich in Gesellschaft und bin trotzdem cool«-Identität, die aktiv ist, wenn wir beim Bäcker unsere Brötchen kaufen oder im Kaufhaus nach Schlüppern gucken.

Gerade in der Queeren Welt kommen gern mal »Ich hab allein und eh keine Chance, bei den Kerlen/Frauen zu landen«, manchmal auch »Ich bin geil, ich bin geil, ich bin geil« und mitunter »Was mache ich hier eigentlich?«.

Unser Coming Out ermöglicht es uns, eine schwule oder lesbische Identität zu entwickeln - ein Bewusstsein für die eigene emotionale Ausrichtung. Aber damit nicht genug: oft haben wir ein zweites oder gar drittes Coming Out, indem wir eine Fetischvorliebe entdecken (»Ich bin ein Lederkerl«) oder Schwester werden (»Ich will anderen helfen, Freude verbreiten und der Verbreitung stigmatisierender Schuld entgegenwirken ... und mag Glitzer und schlimme Klamotten«).

So viele Facetten unserer Identität. Und manchmal fragt man sich: »Wer bin ich wirklich?«. Dann überlegt man, ob man sich nicht verloren hat in diesem Labyrinth aus Rollen und Persönlichkeiten, in die man täglich schlüpft und die man täglich bedient. Da muss doch ein ursprüngliches, reines Ich sein, das noch unberührt ist von all den verwirrenden und komplexen Identitätsaspekten. Wenn wir das wiederfinden, dann sind wir gerettet und wissen wieder, wo wir hingehören?

Tatsächlich ist es so, dass es dieses »reine Ich« nur tief in uns drin als emotionalen Ur-Kern gibt. Nicht als bewusste Ur-Identität, sondern als Zentrum unseres Da-Seins. Verlieren können wir es selbst überhaupt nicht - und damit sind wir nie verloren. Aber wir können den Kontakt zu ihm verlieren und dann fühlen wir uns verwirrt und verloren.

Indem wir uns selbst pflegen - ob nun durch Meditation oder ein regelmässiges, zweistündiges Schaumbad - halten wir den Kontakt zu unserem Inneren. Dann gehen wir gestärkt durchs Leben und durch all unsere diversen Identitäten.

Manchmal, nur manchmal, denke ich mir ja: »Ich bin ein Star, holt mir hier raus!« ... ob das auch eine meiner Identität ist? ;-)

Sonntag, 16. Januar 2011

Schmerzen

Seit gestern Nachmittag habe ich Schmerzen im rechten Oberarm und der rechten Schulter, die in der zurückliegenden Nacht schlimmer geworden und jetzt gerade richtig heftig sind. Als ich mir nach dem Aufstehen heute ein wenig Gedanken machte, wo die Schmerzen herkommen, hatte ich darüber hinaus noch einige Überlegungen mehr zum Thema »Schmerzen«, die ich mit Euch teilen möchte.

Schmerzen, egal ob körperlichen oder ob seelischer/psychischer Art, haben wir alle. Jeder von uns kennt Schmerzen. Vielen davon kann man praktisch und pragmatisch begegnen: eine Salbe, eine oder zwei Tabletten, vielleicht gar eine Spritze - und die Schmerzen sind weg.

Es gibt aber Schmerzen, die sind nicht einfach so einfach behandelbar. Viele körperliche Schmerzen können höchstens gedämpft werden, weil sie so heftig sind, dass Schmerzmittel kaum Linderung verschaffen. Viele Frauen erleben etliche Tage des Monats im Rahmen ihrer Menstruation Schmerzen - und das ist nicht einmal eine Erkrankung, sondern sie haben diese Schmerzen einfach nur, weil sie eine Frau sind. Und viele Migräneformen lassen sich fast gar nicht behandeln.

Nicht so einfach behandelbar sind auch seelische und/oder psychische Schmerzen. Diese manifestieren sich häufig in akuten oder chronischen depressiven Phasen, in semipsychotischen Schüben oder sogar in körperlichen Schmerzen, die mit Schmerzmitteln unbehandelbar sind. Hinzu kommt, dass viele Menschen jene, die seelische/psychische Schmerzen oder beschwerden haben, nicht ernst nehmen. Viele sind der Meinung, man müße sich »einfach nur zusammenreissen« oder »das sei alles nur Einbildung«. Damit werden seelisch/psychische Schmerzen in ihrer Bedeutung »heruntergemacht«. Man darf in unserer Gesellschaft immer noch nicht so stark depressiv erkranken, dass man nicht arbeitsfähig ist - während ein geprellter Knochen oder ein entzündetes Gelenk vollkommen anerkannt wird als Grund, nichts leisten zu müßen/können.

Meine Behauptung ist: alle Schmerzen sind gleich wertig. Keiner darf wegen der Art, der Ursache oder der Intensität seiner Schmerzen diskriminiert oder verlacht werden. Jeder Schmerz zählt, jeder Schmerz ist Ernst zu nehmen.

Und: es ist unser aller Pflicht als Mitmenschen, Anderen in ihrern Schmerzen beizustehen. Wer sagt »Was geht mich das Elend anderen Menschen an?« distanziert sich von Nächstenliebe und dem gedeihlichen Miteinander in unserer kuturellen Gemeinschaft. Wer einen Mitmenschen leiden sieht an Schmerzen, der sollte ihm beistehen. Wer dies nicht tut, sollte sich nicht wundern, wenn auch ihm nicht geholfen wird in seiner Not. »Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus«.

Als Schwester der Perpetuellen Indulgenz sehe ich es als meine Aufgabe, in meiner Gemeinde - hauptsächlich der Queeren Community - auch und vor allem jenen beizustehen, die Schmerzen haben. Einfach da zu sein, zuzuhören, eine Hand zu halten, Fragen zu beantworten, einen Rat zu geben. Und das alles, obwohl auch mir der Arm und die Schulter schmerzen.

Samstag, 15. Januar 2011

Einkaufen

Eben gerade war ich Einkaufen. Einkaufen ist ne tolle Sache - vor allem, wenn es einem nicht ganz so superoptimal geht.

Im Drogeriemarkt fand ich meine bevorzugte Zahnpasta-Marke endlich mal wieder im Regal, kaufte Katzenfutter und Weichspüler sowie ein knuffiges Sortiment Mini-Pinsel für etwaige Manifestationen on the road.

Beim Discounter dann ging's richtig zur Sache: Brokkoli im Angebot, rote Paprika für preiswert und einen süßen Hasen (keine Dreissig, hetero und ein Knackarsch in einer ausgelatschten, schwarzen Jeans) vor mir an der Kasse.

Na, ist das zu toppen? Eigentlich nur durch meinen Kater Kasimir, der nachdem ich heimkam und alles verräumt hatte total seelig mit der transparenten Plastikverpackung des Cola-Mix-Sechserpacks spielte.

Einkaufen ist ne tolle Sache.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Tageslosung

An manchen Tagen nehme ich mir mein Hazelden-Meditationsbuch, die Bibel oder eine andere Textsammlung zu Hand. Meist finde ich sehr schnell einen Sinnspruch oder eine Textstelle, die mich dann den Tag über begleitet.

Heute war es der Newsletter von »Simplify your life«, der mich auf folgende Bibelstelle aufmerksam machte:

»Versage dir die Freude des Augenblicks nicht, und verschmähe nicht deinen Anteil am Genuss.«
(Sirach 14,14)


Das ist ein wunderschöner Spruch für meinen heutigen Tag - zudem ich als Schwester der »immerwährenden Lebensfreude« (so eine der möglichen Auslegungen unseres Namens) über die Ordensarbeit gern auch mal das Durchatmen vergesse.

Wir alle, das sagt die Textstelle sehr deutlich, haben die verantwortung, für unsere eigene Freude gut zu sorgen. Niemand sollte einfach nur herum sitzen und darauf warten, dass die Lebensfreude zu ihm kommt. Selbst ist der Mensch!