Donnerstag, 1. Dezember 2011

24. Trauerzug der Berliner AIDS-Hilfe

Ψ Gestern, am 30. November 2011, fand der 24. Trauerzug der Berliner AIDS-Hilfe statt. Traditionell am Abend vor dem Welt-AIDS-Tag fanden sich zahlreiche Menschen zusammen, um ihre Trauer über die an den Folgen von HIV und AIDS zu trauern, ihre Solidarität mit Positiven und Betroffenen zu zeigen sowie ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu setzen, dass trotz allen Leids auch Leben(sfreude) und Entschlossenheit im Kampf gegen HIV existiert. An dem Zug, der in einem Lichtermeer am Wittenbergplatz endete, nahmen etliche Mitglieder der Berliner Schwesterngruppen teil.
Ψ Kai, ein langjähriger Freund der Schwestern, filmte den Trauerzug. Sein Video findet Ihr hier:

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Gemeinschaft geht nicht allein

Ψ Ich bin nicht gern allein. Mit Einsamkeit und alleinen Situationen komme ich schlecht zurecht. Das ist über die Jahre besser geworden, sonst hätte ich die Zeit seit meinem Austritt aus dem OSPI Berlin Ende Februar dieses Jahre gar nicht ertragen können. Doch wo andere problemlos dauerhaft alleine bleiben können, habe ich das Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach Zusammenkunft, nach »in einer Gruppe Dinge tun«.
Ψ Es ist ganz normal, dass Menschen sich zusammentun (wollen), um gemeinsam mehr bewirken zu können. Also ist mein Wunsch nach Gemeinschaft nicht außergewöhnlich. Bislang habe ich mich bemüht, irgendwie an den Kontakt mit meiner bisherigen Gruppe wieder anknüpfen zu können, ohne fordernd zu wirken - aber das klappte nicht: War ich zunächst in den derzeit bei OSPI Berlin stattfindenden Supervisionsprozess eingeladen worden, wurde ich im letzten Moment wieder ausgeladen ... und selbst ergebnisoffene, kollegiale Gespräche mit der Ordensmutter sind mir derzeit verwehrt worden.
Ψ Also ließ ich mein Bedürfnis dem OSPI Berlin gegenüber los und überlegte, wie ich auf andere Weise in einer Gemeinschaft Schwester sein kann. Und wie das manchmal so ist: Plötzlich waren da Menschen, die wie ich Interesse daran haben, gemeinsam Dinge zu bewegen.
Ψ Aktuell hat ein Prozess begonnen, an dessen Ende sich Menschen, die anderen helfen, zusammen gefunden haben werden. Eine Gruppe wird entstehen, in der ich selbst getragen werde und in der ich andere mittragen kann. Und auch wenn jetzt Einzelne ausrufen »Aura gründet ein neues Ordenshaus!«, so ist das dann doch sowohl zu verkürzt als auch zu weit gedacht: Aktuell reden Menschen, die Gemeinschaft wollen, miteinander - darüber, was sie sich wünschen, was sie sich vorstellen und was sie gerne tun würden. Etwas ist im Entstehen und nicht bereits fertig ausgedacht. Der Beginn eines Prozesses eben und nicht sein Ergebnis.
Ψ Der Grund für diese Zeilen ist auch, dass dieser »Menschen bauen sich eine Gemeinschaft auf«-Prozess nicht geheim stattfindet und ich daher offen damit umgehe, also auch darüber schreibe. Es kann und darf und soll transparent für die gesamte Community (der die Schwestern als wichtiger Bestandteil angehören) sein, was ich bzw. wir tun - nur so kann auch offen und auf gleicher Augenhöhe darüber gesprochen werden.
Ψ An dem Zusammenfinden dieser neuen Gruppe gemeinnützig arbeitender Menschen ist (auch, wenn Einzelne das Gegenteil behaupten werden) nichts Schlechtes oder gar Gemeines. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist nicht aus dem Vorsatz, Leid und Not zu verursachen, geboren. Wer sich nun von der Arbeit für Andere per se verletzt fühlt, den möchte ich bitten, mit mir darüber zu sprechen - das ist der sinnvollste und vorteilhafteste Weg, eine Lösung hierfür zu finden.
Ψ Ich freue mich über die aktuelle Entwicklung. Eine Entwicklung, bei der noch nicht exakt abzusehen ist, welches Ergebnis am Ende stehen wird. Spannend ist es allemal. Und gut fühlt es sich an.

Montag, 17. Oktober 2011

Perpetuell indulgente Essays

ΨBei mir sind viele Dinge in Bewegung gekommen während der zurückliegenden Wochen. Eines davon ist mein Eintritt in eine Phase noch tieferer Betrachtung und Reflexion schwesterlicher Arbeit und Inhalte. Damit einher gehend werde ich das tun, was eines meiner besonderen Talente berührt: Ich werde schreiben.
ΨIn der nächsten Zeit werden Essays zu den verschiedensten Aspekt der Arbeit und Grundsätze der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz entstehen. Über die »social publishing« Website Scripd (http://www.scribd.com) werden die Ergebnisse meiner Arbeit dann Allen zur Verfügung stehen. So können andere Mitglieder der Schwesterbewegung inspirative Anstöße erhalten und Gemeindemitglieder (also die Leute der Queer Community) interessante Einblicke in das, wofür die Schwestern stehen und womit sie sich beschäftigen.
ΨDabei liegt es mir fern, für alle Schwestern zu sprechen. Vielmehr werde ich »bei mir bleiben«, also meine innere Herangehensweise an die entsprechenden Themen schildern. Welche Schlüße und Ergebnisse andere Ordensmitglieder aus meinen Zeilen ziehen, obliegt in völliger Freiheit jedem Einzelnen.
ΨIch freue mich bereits auf die Schreibarbeit und die späteren Rückmeldungen. Die nächsten Wochen und Monate werden spannend und anregen sein.

Samstag, 15. Oktober 2011

Neuer Prozess

Ich kann nicht auf Dauer »alleine Schwester« sein. Entsprechend muss und wird sich dies ändern. Leider nicht auf die Weise, wie es eigentlich sein sollte und vorteilhaft wäre - denn hierfür habe ich eine Absage bekommen.
Nun beginne ich einen Prozess, der neu für mich ist und an dessen Ende ich als Schwester nicht mehr alleine sein werde.
Nochmals weise ich darauf hin: Wer mit mir wirklich in Kontakt treten und auf gleicher Augenhöhe sprechen möchte, kann und darf und soll diese bitte tun: Meine E-Mail-Adresse ist bekannt und bei einer Tasse Tee lässt es sich gut und konstruktiv reden.

Freitag, 9. September 2011

FOLSOM EUROPE ruft

• • • Morgen Nachmittag, am 10. Spetember 2011, wird die Fuggerstraße in Berlin/Schöneberg wieder nur so von Leder- und Fetischleuten (Frauen wie Männern) wimmeln: Das FOLSOM EUROPE Straßenfest findet statt. Mitten drin werde ich das erste Mal seit gut drei Monaten wieder manifestieren (d.h. in Habit anwesend sein) und Gemeindedienst leisten, worauf ich mich bereits sehr freue.

• • • Jetzt ist es gerade halb Zwei Uhr nachts und bis eben habe ich noch Flyer für den Tag morgen ausgedruckt und gefaltet. Das teils sehr ledrige Outfit für morgen liegt bereit, der Schwesternkorb ist voll mit Kondomen, Gleitgel und den frischgefalteten Flyern gepackt ... jetzt gilt es nur noch, eine Mütze Schlaf zu bekommen und morgen frohgemut an den Schminkspiegel zu treten. Hach, das wird schön.

• • • Für die Zeit nach diesem Straßenfest habe ich mir vorgenommen, meinen Blog mehr zu pflegen und Euch regelmäßig an meiner Arbeit teilhaben zu lassen. Das wird bestimmt spannend für Euch und für mich. :-)

Samstag, 18. Juni 2011

The Inner Light

• • • Ich habe da eine Anzahl von Musiktiteln, die ich traditionell zum Schminken höre. Da sind Songs wie »Angel« von Chaira drauf, aber auch Filmmusik. Der für mich persönlichste Titel ist dabei »The Inner Light«: ein Instrumentalstück, das in der gleichnamigen Folge der SF-Serie »Star Trek - The Next Generation« verwendet wurde.

• • • Ich verbinde sehr viele Erinnerungen an dieses Stück. Das Wichtigste, das mir dieser Titel jedoch stets wachruft: In jedem von uns ist ein Inneres Licht - wenn wir in Kontakt mit diesem Inneren Licht stehen, werden äußere Umstände weniger wichtig, nur die Harmonie mit der eigenen Identität zählt.

• • • Und diesen Gedanken nehme ich heute gern mit auf das Queere Stadtfest in Schöneberg. Vielleicht kann ich ein paar von Euch da draußen helfen, mit Eurem Inneren Licht Kontakt aufzunehmen?

Mittwoch, 1. Juni 2011

Eine Kerze für Frank, Jo und einen Unbekannten

Es gibt Zeiten, in denen ist man als Schwester mit dem Tod konfrontiert. Dies geht mir derzeit sehr stark so.

Am zurückliegenden Samstag habe ich erfahren, dass Frank gestorben ist, der Lebensgefährte und Gatte von Sepp Engelmeier aus Wien. Gestern habe ich erfahren, dass Jo gestorben ist, ein schwuler Mann, der eher zurückgezogen gelebt hat. Und heute habe ich erfahren, dass ein unbekannter schwuler Positiver aus Hannover gewaltsam gestorben ist (siehe dpa-Meldung unten), der auf der Suche nach Liebe und einer Beziehung war.

Ich möchte Euch bitten, für diese drei mit mir zusammen eine Kerze anzuzünden und wenigstens eine Viertelstunde brennen zu lassen. Meine Fürbitte an die Große Göttin gilt den Seelen der Gegangenen, ihrem Übergang in die Jenseitige Welt und ihren Angehörigen in dieser.

Licht und Liebe!

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Hannover: 25-Jähriger erstochen - Polizei richtet Mordkommission ein

Nach dem gewaltsamem Tod eines 25-Jährigen in Laatzen bei Hannover hat die Polizei eine Mordkommission eingerichtet. Wie die Gerichtsmediziner feststellten, ist der junge Mann infolge von Stichverletzungen verblutet. Bisher gebe es keine Hinweise auf den Täter, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Die 31 Jahre alte Schwester des Opfers hatte am Montag die Mietwohnung ihres Bruders mit einem Zweitschlüssel geöffnet, weil sie ihn seit dem 17. Mai telefonisch nicht mehr erreicht hatte. Dort bemerkte sie Blutspuren und alarmierte die Rettungskräfte. Die Polizei fand den vor mehreren Tagen getöteten 25-Jährigen. Die Beamten ermitteln nun im Umfeld des Opfers, das laut Polizei nicht aus dem kriminellen Milieu stammt.
- dpa

Freitag, 25. Februar 2011

Manifestation auf der POP Singleparty

Meine erste Manifestation als unabhängige Schwester in der Queeren Gemeinde Berlins führt mich heute Abend zur POP Singleparty ins Goya.

Ab 22 Uhr werde ich perpetuell indulgente Präsenz zeigen, den einsamen Herzen der Stadt mit schwesterlichem Rat zur Seite stehen und für Gespräche zur Verfügung stehen.

Ich freue mich schon sehr, dort spannender Leute zu treffen. Ach, das wird schöön!

Donnerstag, 24. Februar 2011

Unabhängigkeit

Es gibt schon die ersten, wilden Gerüchte. Daher: ja, ich habe den OSPI verlassen und werde fortan als unabhängige Schwester ohne Hauszugehörigkeit in Berlin für und in der Queeren Gemeinde wirken.

Dieser Schritt ist bedeutungsvoll, stellt er doch einen Meilenstein auf mein Weg dar. Doch ich will nach vorne und nicht nach hinten blicken. Über verschüttete Milch lohnt es nicht, zu klagen.

Statt dessen freue ich mich auf meine nächsten Manifestationen und Projekte.

Freitag, 21. Januar 2011

Fashionweek in Berlin

Irgendwie ist ja grade wieder Fashionweek in Berlin ... ein Event, der mich nun wirklich gar nicht interessiert. Als Schwester werde ich immer wieder einmal auch als Mode-Ikone gesehen, es ist ja quasi soo »Fashion«, was wir tun.

Göttin sei Dank ist dem nicht so. Wir folgen nicht wirklich ständig und durchgängig irgendwelchen Moderichtlinien oder stellen sie gar auf. Das mag zwar so wirken, tatsächlich aber nehmen wir als Habit (Ordensarbeitskleidung) einfach das, was wir (meist preiswert, gern second hand) kriegen können und was nicht ganz danach aussieht, als wäre eine russische Trümmerfrau auf der Flucht ... obwohl man bei meinen Klamotten ... naja, anyway ...

Jedenfalls keiren wir einen Style, wir designen keine Designermode und im Endeffekt dient unser Klamottenlook einfach nur einem unserer Hauptziele: universelle Lebensfreude zu verbreiten. Das klingt zwar nach Hippies, ist aber so. +lieblächel+

Donnerstag, 20. Januar 2011

Krankenhausbesucher

Wir Schwestern haben einen internationalen E-Mail-Verteiler - dort diskutieren wir international relevante Themen, beraten uns bzw. einander in Fragen unserer Gemeindearbeit, bitten einander um Energie (falls es uns oder den unsrigen nicht gut geht) oder informieren einander über aktuelle politische Entwicklungen in den jeweiligen Ländern.

So habe ich heute früh auch erfahren, dass auf eine Initiative von Präsident Obama hin jetzt eine neue Regelung an US-amerikanischen Krankenhäuser in Kraft tritt, wonach den Patienten jetzt die Entscheidung über die Besucher obliegt. Das war bislang nicht so, Krankenhäuser und Ärzte konnten einem Besucher, der nicht der leiblichen Familie des Kranken angehörte, den Besuch verweigern.

Die entsprechend Meldung findet Ihr bei ABC-News HIER.

Hierzulande hat meines Wissens nach der Patient volles Entscheidungsrecht, wer ihn besuchen darf bzw. soll, soweit er bei ordentlichem Bewusstsein ist. Für kritische Fälle ist in Deutschland eine Patientenverfügung nötig, um seine eigenen Interessen durchzusetzen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Sex ... bewusst genießen!

In einem Userprofil in den endlosen Weiten der schwulen Chatrooms habe ich einen Auszug aus der Wikipedia gefunden (Link: HIER):

Unter Sex versteht man die praktische Ausübung von Sexualität. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Sex sexuelle Handlungen zwischen zwei oder mehr Sexualpartnern, insbesondere den Geschlechtsverkehr und vergleichbare Sexualpraktiken, in seltenen Fällen auch die Masturbation.
Sex erfüllt zahlreiche verschiedene Funktionen: Er befriedigt die Libido, dient in Form des Geschlechtsverkehrs der Fortpflanzung und drückt als wichtige Form der sozialen Interaktion Gefühle der Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe aus. Besonders in Liebesbeziehungen kann das Sexualleben eine zentrale Rolle als Ausdruck der Verbundenheit der Partner spielen.
Sexuelle Handlungen unterliegen dem sexuellen Selbstbestimmungsrecht. Die Strafbarkeit bestimmter Praktiken dient heute weitgehend dem Schutz dieses Rechtsguts.
Sexueller Kontakt unter Tieren wird für gewöhnlich Begattung genannt. In der Regel handelt es sich dort um rein instinktgesteuertes Verhalten, das ausschließlich der Fortpflanzung dient. Bei einer Reihe von Arten, etwa den Bonobos und Delfinen, ist der Sex ähnlich wie beim Menschen auch Teil der sozialen Interaktion. Beim Menschen ist Sex kein reines Instinktverhalten mehr, sondern unterliegt bewussten Entscheidungsprozessen.

Gerade der letzte Satz ist wichtig, er enthält eine richtig bedeutsame Aussage. Es geht um bewusste Entscheidung.
Die Schwester der Perpetuellen Indulgenz werden hierzulande gern als moralisierendes HIV-Präventionsteam gesehen. Und natürlich leugnen die Schwestern weltweit überhaupt nicht die Dringlichkeit, aktiv etwas gegen HIV, Hepatitis und andere sexuell übertragbare Krankheiten zu unternehmen. Trotzdem stellen wir uns nicht mit einem erhobenen Zeigefinger vor die Gemeinde, um zu moralisieren.
Uns liegt vielmehr am Herzen, Sex auf die Grundlage bewusster Entscheidungen zu stellen. Wir vertreten die Ansicht: Sexualität sollte bewusst gelebte Lebensfreude sein.
Um bewusste Entscheidungen treffen zu können, sind Informationen hilfreich und sinnvoll. Es ist vorteilhaft, sich über Risiken beim Sex zu informieren, bevor man ihn hat - das betrifft übrigens übertragbare Krankheiten ebenso wie riskante sexuelle Praktiken.
Sex darf und soll bewusst genossen werden. Dafür stehen wir und dafür stehen wir Euch jederzeit mit Informationen zur Verfügung.

Dienstag, 18. Januar 2011

Grundlagenwissen HIV

Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz werden - trotzdem wir bereits 1979 (und damit vor der Entdeckung von AIDS) als karitative und bürgerrechtliche Initiative innerhalb der Queeren Bewegung begründet wurden - weltweit immer wieder mit HIV-Prävention in Verbindung gebracht. Aus guten Grund: mit unserem Wissen und unserer Erfahrungen erreichen wir die Gemeindemitglieder »direkt in der Situation«, zumeist im Nachtleben. Der Umgang mit dem Thema HIV / AIDS ist einer der Aspekte unserer Arbeit in der Community.

Deshalb weise ich gern darauf hin, dass am Mittwoch, 26. Januar 2011 um 19 Uhr eine Info-Veranstaltung der Reihe »Medizinische Reise« im Café PositHiv, Bülowstr. 6, 10783 Berlin Schöneberg stattfindet. Thema: »Grundlagenwissen HIV«, vorgetragen von Bernhard Bieniek. Zum Vortrag sind persönliche Fragen möglich, anschließend wird ein kleiner Imbiss gereicht.

Montag, 17. Januar 2011

Wer bin ich wirklich?

Die von mir hoch geschätzte Sängerin und Komponistin Annett Louisan sang für eine (grandios gefloppte) Telenovela auf Pro7: »Wer bin ich wirklich?«. An dieses Lied habe ich mich eben erinnert, als ich ein Posting auf Facebook las.

Als Schwester verliert man sich selbst gern zeitweise einmal. Es gibt so viel zu tun, so vielen Menschen zu helfen, so viel zu beachten. Wenn man dann plötzlich in eine emotional schwierige Situation kommt oder wenn man es übertreibt mit dem Helfen, ohne sich selbst zu pflegen, dann kommt gern einmal der Punkt, an dem man sich fragt, wer man eigentlich wirklich ist.

Die Frage betrifft in erster Linie unsere Identität - und die ist weder mono noch stereo, sondern (gerade heutzutage) Dolby 7.1: wir alle bestehen aus einer Vielzahl von Persönlichkeits-Facetten. Da ist zum Beispiel die »Ich steh meinen Mann«-Identität, die am Arbeitsplatz hochgeholt wird. Da ist die »Ich bin ein Teil meiner Familie«-Identität, wenn man Eltern und Geschwister sieht. Und da ist unsere »Ich bewege mich in Gesellschaft und bin trotzdem cool«-Identität, die aktiv ist, wenn wir beim Bäcker unsere Brötchen kaufen oder im Kaufhaus nach Schlüppern gucken.

Gerade in der Queeren Welt kommen gern mal »Ich hab allein und eh keine Chance, bei den Kerlen/Frauen zu landen«, manchmal auch »Ich bin geil, ich bin geil, ich bin geil« und mitunter »Was mache ich hier eigentlich?«.

Unser Coming Out ermöglicht es uns, eine schwule oder lesbische Identität zu entwickeln - ein Bewusstsein für die eigene emotionale Ausrichtung. Aber damit nicht genug: oft haben wir ein zweites oder gar drittes Coming Out, indem wir eine Fetischvorliebe entdecken (»Ich bin ein Lederkerl«) oder Schwester werden (»Ich will anderen helfen, Freude verbreiten und der Verbreitung stigmatisierender Schuld entgegenwirken ... und mag Glitzer und schlimme Klamotten«).

So viele Facetten unserer Identität. Und manchmal fragt man sich: »Wer bin ich wirklich?«. Dann überlegt man, ob man sich nicht verloren hat in diesem Labyrinth aus Rollen und Persönlichkeiten, in die man täglich schlüpft und die man täglich bedient. Da muss doch ein ursprüngliches, reines Ich sein, das noch unberührt ist von all den verwirrenden und komplexen Identitätsaspekten. Wenn wir das wiederfinden, dann sind wir gerettet und wissen wieder, wo wir hingehören?

Tatsächlich ist es so, dass es dieses »reine Ich« nur tief in uns drin als emotionalen Ur-Kern gibt. Nicht als bewusste Ur-Identität, sondern als Zentrum unseres Da-Seins. Verlieren können wir es selbst überhaupt nicht - und damit sind wir nie verloren. Aber wir können den Kontakt zu ihm verlieren und dann fühlen wir uns verwirrt und verloren.

Indem wir uns selbst pflegen - ob nun durch Meditation oder ein regelmässiges, zweistündiges Schaumbad - halten wir den Kontakt zu unserem Inneren. Dann gehen wir gestärkt durchs Leben und durch all unsere diversen Identitäten.

Manchmal, nur manchmal, denke ich mir ja: »Ich bin ein Star, holt mir hier raus!« ... ob das auch eine meiner Identität ist? ;-)

Sonntag, 16. Januar 2011

Schmerzen

Seit gestern Nachmittag habe ich Schmerzen im rechten Oberarm und der rechten Schulter, die in der zurückliegenden Nacht schlimmer geworden und jetzt gerade richtig heftig sind. Als ich mir nach dem Aufstehen heute ein wenig Gedanken machte, wo die Schmerzen herkommen, hatte ich darüber hinaus noch einige Überlegungen mehr zum Thema »Schmerzen«, die ich mit Euch teilen möchte.

Schmerzen, egal ob körperlichen oder ob seelischer/psychischer Art, haben wir alle. Jeder von uns kennt Schmerzen. Vielen davon kann man praktisch und pragmatisch begegnen: eine Salbe, eine oder zwei Tabletten, vielleicht gar eine Spritze - und die Schmerzen sind weg.

Es gibt aber Schmerzen, die sind nicht einfach so einfach behandelbar. Viele körperliche Schmerzen können höchstens gedämpft werden, weil sie so heftig sind, dass Schmerzmittel kaum Linderung verschaffen. Viele Frauen erleben etliche Tage des Monats im Rahmen ihrer Menstruation Schmerzen - und das ist nicht einmal eine Erkrankung, sondern sie haben diese Schmerzen einfach nur, weil sie eine Frau sind. Und viele Migräneformen lassen sich fast gar nicht behandeln.

Nicht so einfach behandelbar sind auch seelische und/oder psychische Schmerzen. Diese manifestieren sich häufig in akuten oder chronischen depressiven Phasen, in semipsychotischen Schüben oder sogar in körperlichen Schmerzen, die mit Schmerzmitteln unbehandelbar sind. Hinzu kommt, dass viele Menschen jene, die seelische/psychische Schmerzen oder beschwerden haben, nicht ernst nehmen. Viele sind der Meinung, man müße sich »einfach nur zusammenreissen« oder »das sei alles nur Einbildung«. Damit werden seelisch/psychische Schmerzen in ihrer Bedeutung »heruntergemacht«. Man darf in unserer Gesellschaft immer noch nicht so stark depressiv erkranken, dass man nicht arbeitsfähig ist - während ein geprellter Knochen oder ein entzündetes Gelenk vollkommen anerkannt wird als Grund, nichts leisten zu müßen/können.

Meine Behauptung ist: alle Schmerzen sind gleich wertig. Keiner darf wegen der Art, der Ursache oder der Intensität seiner Schmerzen diskriminiert oder verlacht werden. Jeder Schmerz zählt, jeder Schmerz ist Ernst zu nehmen.

Und: es ist unser aller Pflicht als Mitmenschen, Anderen in ihrern Schmerzen beizustehen. Wer sagt »Was geht mich das Elend anderen Menschen an?« distanziert sich von Nächstenliebe und dem gedeihlichen Miteinander in unserer kuturellen Gemeinschaft. Wer einen Mitmenschen leiden sieht an Schmerzen, der sollte ihm beistehen. Wer dies nicht tut, sollte sich nicht wundern, wenn auch ihm nicht geholfen wird in seiner Not. »Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus«.

Als Schwester der Perpetuellen Indulgenz sehe ich es als meine Aufgabe, in meiner Gemeinde - hauptsächlich der Queeren Community - auch und vor allem jenen beizustehen, die Schmerzen haben. Einfach da zu sein, zuzuhören, eine Hand zu halten, Fragen zu beantworten, einen Rat zu geben. Und das alles, obwohl auch mir der Arm und die Schulter schmerzen.

Samstag, 15. Januar 2011

Einkaufen

Eben gerade war ich Einkaufen. Einkaufen ist ne tolle Sache - vor allem, wenn es einem nicht ganz so superoptimal geht.

Im Drogeriemarkt fand ich meine bevorzugte Zahnpasta-Marke endlich mal wieder im Regal, kaufte Katzenfutter und Weichspüler sowie ein knuffiges Sortiment Mini-Pinsel für etwaige Manifestationen on the road.

Beim Discounter dann ging's richtig zur Sache: Brokkoli im Angebot, rote Paprika für preiswert und einen süßen Hasen (keine Dreissig, hetero und ein Knackarsch in einer ausgelatschten, schwarzen Jeans) vor mir an der Kasse.

Na, ist das zu toppen? Eigentlich nur durch meinen Kater Kasimir, der nachdem ich heimkam und alles verräumt hatte total seelig mit der transparenten Plastikverpackung des Cola-Mix-Sechserpacks spielte.

Einkaufen ist ne tolle Sache.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Tageslosung

An manchen Tagen nehme ich mir mein Hazelden-Meditationsbuch, die Bibel oder eine andere Textsammlung zu Hand. Meist finde ich sehr schnell einen Sinnspruch oder eine Textstelle, die mich dann den Tag über begleitet.

Heute war es der Newsletter von »Simplify your life«, der mich auf folgende Bibelstelle aufmerksam machte:

»Versage dir die Freude des Augenblicks nicht, und verschmähe nicht deinen Anteil am Genuss.«
(Sirach 14,14)


Das ist ein wunderschöner Spruch für meinen heutigen Tag - zudem ich als Schwester der »immerwährenden Lebensfreude« (so eine der möglichen Auslegungen unseres Namens) über die Ordensarbeit gern auch mal das Durchatmen vergesse.

Wir alle, das sagt die Textstelle sehr deutlich, haben die verantwortung, für unsere eigene Freude gut zu sorgen. Niemand sollte einfach nur herum sitzen und darauf warten, dass die Lebensfreude zu ihm kommt. Selbst ist der Mensch!