Sonntag, 16. Januar 2011

Schmerzen

Seit gestern Nachmittag habe ich Schmerzen im rechten Oberarm und der rechten Schulter, die in der zurückliegenden Nacht schlimmer geworden und jetzt gerade richtig heftig sind. Als ich mir nach dem Aufstehen heute ein wenig Gedanken machte, wo die Schmerzen herkommen, hatte ich darüber hinaus noch einige Überlegungen mehr zum Thema »Schmerzen«, die ich mit Euch teilen möchte.

Schmerzen, egal ob körperlichen oder ob seelischer/psychischer Art, haben wir alle. Jeder von uns kennt Schmerzen. Vielen davon kann man praktisch und pragmatisch begegnen: eine Salbe, eine oder zwei Tabletten, vielleicht gar eine Spritze - und die Schmerzen sind weg.

Es gibt aber Schmerzen, die sind nicht einfach so einfach behandelbar. Viele körperliche Schmerzen können höchstens gedämpft werden, weil sie so heftig sind, dass Schmerzmittel kaum Linderung verschaffen. Viele Frauen erleben etliche Tage des Monats im Rahmen ihrer Menstruation Schmerzen - und das ist nicht einmal eine Erkrankung, sondern sie haben diese Schmerzen einfach nur, weil sie eine Frau sind. Und viele Migräneformen lassen sich fast gar nicht behandeln.

Nicht so einfach behandelbar sind auch seelische und/oder psychische Schmerzen. Diese manifestieren sich häufig in akuten oder chronischen depressiven Phasen, in semipsychotischen Schüben oder sogar in körperlichen Schmerzen, die mit Schmerzmitteln unbehandelbar sind. Hinzu kommt, dass viele Menschen jene, die seelische/psychische Schmerzen oder beschwerden haben, nicht ernst nehmen. Viele sind der Meinung, man müße sich »einfach nur zusammenreissen« oder »das sei alles nur Einbildung«. Damit werden seelisch/psychische Schmerzen in ihrer Bedeutung »heruntergemacht«. Man darf in unserer Gesellschaft immer noch nicht so stark depressiv erkranken, dass man nicht arbeitsfähig ist - während ein geprellter Knochen oder ein entzündetes Gelenk vollkommen anerkannt wird als Grund, nichts leisten zu müßen/können.

Meine Behauptung ist: alle Schmerzen sind gleich wertig. Keiner darf wegen der Art, der Ursache oder der Intensität seiner Schmerzen diskriminiert oder verlacht werden. Jeder Schmerz zählt, jeder Schmerz ist Ernst zu nehmen.

Und: es ist unser aller Pflicht als Mitmenschen, Anderen in ihrern Schmerzen beizustehen. Wer sagt »Was geht mich das Elend anderen Menschen an?« distanziert sich von Nächstenliebe und dem gedeihlichen Miteinander in unserer kuturellen Gemeinschaft. Wer einen Mitmenschen leiden sieht an Schmerzen, der sollte ihm beistehen. Wer dies nicht tut, sollte sich nicht wundern, wenn auch ihm nicht geholfen wird in seiner Not. »Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus«.

Als Schwester der Perpetuellen Indulgenz sehe ich es als meine Aufgabe, in meiner Gemeinde - hauptsächlich der Queeren Community - auch und vor allem jenen beizustehen, die Schmerzen haben. Einfach da zu sein, zuzuhören, eine Hand zu halten, Fragen zu beantworten, einen Rat zu geben. Und das alles, obwohl auch mir der Arm und die Schulter schmerzen.

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