Montag, 5. Januar 2015

Trollkrieg im grünen Barebackland

Ψ Seit Wochen wütet ein sich stetig verschärfender Flame-War auf der schwulen Online-Dating-Plattform barebackCITY. Speziell in den letzten Tagen wird der Ton immer extremer - für mich Anlass, mir Gedanken über die Konfliktfähigkeit schwuler Männer im Allgemeinen und die Hintergründe dieses Konflikts im Speziellen zu machen.

Ψ Seit dem Tod von "Hemen", dem ursprünglichen barebackCITY-Betreiber, im frühen September 2014 wuchs die Unzufriedenheit vieler User. Vom Lebensgefährten des Verstorbenen "Romen" wurde damals mitgeteilt, man habe aufgrund staatsanwaltlicher Ermittlungen keinen Zugriff auf die Server des Onlineportals. Seit diesem Zeitpunkt bis heute wurde der Unmut vieler Benutzer zunehmend größer: Premiummitgliedschaften wurden trotz Überweisungen nicht freigeschaltet, eine Moderation der "Pinnwand" (eines von vielen Usern sehr geschätztes Forum-System zum Austausch über alle möglichen Themen) fand nicht mehr statt und von "Romen" ist inzwischen gar nichts mehr zu hören. Die Stimmen, die Betrug vermuten, werden immer lauter.

Ψ Die Abwesenheit eines Betreibers und Moderators der Seite wirkte sich fatal aus: Da "Romen" in der Kommunkation als Ansprechpartner nicht mehr zur Verfügung stand und steht, suchte sich der Ärger über die unbefriedigende Situation ein anderes Ventil. Aus den schon seit Längerem latent vor sich hin schwelenden Animositäten weniger User untereinander kam es zu ersten Verbal-Duellen in einzelnen Pinnwand-Threads. Heute ist die barebackCITY-Pinnwand zugetrollt mit Postings eigens dafür eröffneter Profile, diffamierende und beleidigende Beschimpfungen sind an der Tagesordnung und sogar abwertende Grafiken werden in den Threads gepostet.

Ψ Solche "Troll-Wellen" bzw. Flame-Wars sind nichts ungewöhnliches im Internet. Ich erlebe solche virtuellen Auseinandersetzungen seit ich erstmals Anfang der 1990er Jahre online aktiv war. Die für solche Konflikte charakteristische Unerbittlichkeit beruht auf der "virtuellen Enthemmung", der User fühlt sich durch den nicht persönlich im realen Leben ausgetragenen Streit geschützter bzw. mitunter unangreifbar, so dass er keine Konsequenzen seiner eigenen Aussagen fürchten muss. Diese Milchmädchenrechnung führt zu einer extrem enthemmten und daher überheftigen Wortwahl, die in persönlichen Konflikten so nicht an den Tag gelegt werden würde.

Ψ Was diesen Flame-War für mich jedoch so speziell macht, ist mein Gefühl, er steht exemplarisch für die zunehmende Schärfe von Kommunikation und Konflikten in der gesamten Community, auch im realen Leben. Angesichts des de facto stattfindenden konservativen Rollbacks LSBTI*Q-Menschen gegenüber werden jetzt die inneren Auseinandersetzungen in der Community mit immer krasseren Formulierungen und Handlungen geführt. Ein Beispiel hierfür ist das Berliner CSD-Streit-Drama des letzten Jahres: Ich habe jede Menge Community-Zoff in den vielen Jahren nach meinem Coming Out erlebt, aber noch keinen, der so beleidigend und so beschimpfend ausgetragen wurde.

Ψ Der aktuelle "Trollkrieg" bei barebackCITY ist also letztlich Symptom für eine zunehmende Unfähigkeit unserer Community, neue und vor allem zeitgemäße Formen der inneren Auseinanderung zu finden. Dies im Sinne wäre es hilfreich, sich hierzu einmal strategisch Lösungsansätze zu überlegen. Für das "grüne Barebackland" als Schlachtfeld von enthemmten Online-Usern käme dieser Ansatz jedoch zu spät. Bevor also die Trolle eine von vielen Schwulen durchaus geschätzte Plattform durch Drama und letztlich auch Straftatbestände (Stichworte: Beleidigung, üble Nachrede, Rufmord) zu-tode-reiten, möchte ich empfehlen: Jungs, statt in Sandkasten-Manier zu rufen "Ich hör nicht auf, erst muss der andere aufhören!", schaltet einfach mal einen Gang runter und gebt keine Energie in einen Online-Krieg, der nichts (aber auch gar nichts!) mit der Suche nach einem leckeren Sexdate (wofür barebackCITY ja eigentlich da sein sollte) zu tun hat.

1 Kommentar:

  1. mit verlaub aura ! hast du anteil an den konflikte oder threads?ich weiss es nicht. user die gesperrt wurden bauen sich fake,also schein profile auf,denuzieren andere user.auf der pinnwand ist ein motto entstanden! auge um auge, zahn um zahn.nur weil wir schwul sind,heisst es nicht das schwule bessere menschen sind!extra jetzt einen blog aufbauen finde ich schon merkwürdig,das könnte ich jeden tag einen blog aufbauen.habt ihr nichts besseres zu tun!was habt ihr schwestern mich im jahr 2005 und 2006 verfolgt,weil ich damals ein kandidat als mister leather war der offen gesagt hat,das er hiv+ ist.wo man später sah das ich bareback betreibe! das habe ich niemals vergessen,finde da sollte man den ballen flach halten.claude

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